17.05.2017 / Litauen: Fahrt nach Vilnius
Die Hauptstadt Vilnius erwartet uns. Vorher doch noch ein Stop in Trakai – der Hauptstadt Litauens im 14. und 15. Jahrhundert. Hier steht auch die einzige Wasserburg Osteuropas. Die mittelalterliche Inselburg ist ein massiver, stärker frequentierter Bau – eine Art Nationalheiligtum, das auch von Litauern selbst gerne besucht wird. Für uns nach Natur eine kleiner Touristenschock, aber Vorbereitung auf Vilnius!
Ein Abstecher ist völlig OK. Wir beschlossen, obwohl es hier genügend guter Einkehrmöglichkeiten in jeder Preisklasse gegeben hätte, zum Jumpy zurückzukehren – vorbei an typischen kleinen Holzhäuschen und einem großen, schicken, loungigen Restaurant mit Blick auf Trakai, wo wohl gerade eine Veranstaltung hochrangiger Politiker statt fand. Herren in Anzügen, Frauen in Kostümen und eine Polizeieskorde standen ringsum. Alle recht entspannt.
Wir erreichten unseren Jumpy und da wir auf dem terrasierten Parkplatz unten geparkt hatten, fuhren wir auf das obere Plateau, wo wir fast allein waren – packten Tisch und Stühe aus, Holger grillte seine restlichen Bratwürste und ich machte Brotzeit. Die Würste mussten weg – und das waren sie schnell…Plötzlich tauchte ein Typ am Auto auf, der interessiert hineinspähte – es war ein Parkplatzwärter. Langer, blonder Zopf – gechillter Eindruck. Er schien dennoch enttäuscht, als er unser Parkticket entdeckte und schlug den Weg zum nächsten Parkplateau über das Gras ein. Entdeckte hier aber wenigstens eine Pflanze nach seinem Geschmack, pflückte und aß sie. Cool!
Auf unserer Weiterfahrt gen Vilnius sahen wir ihn nochmal entspannt am Seesteg sitzend und ein Pläuschchen haltend.
Tschüß, entspannter Typ!
Tschüß, Trakai!
Die Hauptstadt Vilnius erwartet uns. Unser genaues Ziel war erst einmal das Hostel DownTown Forest in der Paupio 31A. Hier wurden Zimmer, Campingstell – und Zeltplätze vermietet. Das Hostel ist ein älteres, mittelgroßes, interessantes Gebäude von dem ich kein Foto gemacht habe – mööp…Im Hintergrund der Bierflasche etwas zu erkennen…
Vorne heraus ein Rasenplatz mit Rastplätzen und Kastanien, hinter dem Gebäude eine Aussenbar (noch nicht geöffnet), ein terrassiertes Chillareal unter Bäumen mit Sitzmöglichkeiten und Hängematten. Alles etwas alternativ angehaucht, aber auch wieder gepflegt. Am Empfang eine junge, hübsche Dame mit halblangen, braunen, glatten Haaren, einer schicken Hemdbluse, Jeans und Stiefletten. Sie zeigte uns, wo Toiletten und Duschen sind, gab uns den Hauscode und das WLAN-Passwort:
haveanicestay
Schön! Und „Ja!“, das wollen wir gerne haben! Zum Ankommen genehmigte ich mir ein Pale Ale und eine Zigarette, Holger ein Spezi und eine der Hängematten. Als mich die andere Hängematte sanft wiegte und ich den Blick nach oben auf die Baumwipfel und den Himmel genoß, wurde es Zeit in die Stadt aufzubrechen, denn es war schon später Nachmittag. Ein wenig wiederwillig , aber mit erneutem Entdeckerdrang verließen wir das Chillareal und machten uns auf den Weg in die Innenstadt, welche auch in unmittelbarer Nähe begann. Wir mussten der Strasse unseres Hostels nur folgen und gelangten nach weniger als fünf Minuten nach Uzupis, einem Stadtteil. Uzupio – eine von den Anwohnern selbst ausgerufene Republik mit eigener Verfassung. Von dieser hatten wir uns allerdings ein wenig mehr Kneipen- und Künstlertreiben erwartet (aber vielleicht waren wir nicht in den richtigen Strassen…). Eine sehr coole Bierkneipe gab es vis-a-vis der engelhaften Statue mit Posaune, dem Staatssymbol der Rebublik. Später sollten wir auch darin landen und ein wenig abstürzen…but we had a very nice stay!
Vorher zog es uns vorbei an einigen Sakralbauten, an der Universität, am Regierungssitz, an einem italienischen Restaurant das selbstgemachte Teigtaschen mit Trüffeln anbot, kam ich nicht vorbei, nachdem mich Holger darauf aufmerkasam gemacht hatte. Nach Sprizz, Nudeln und Tiramisu zog es uns in einen Innenhof mit Bühne und zahlreichen Pupertierenden, die sich begeistert K-Pop hingaben, inklusive Ausdruckstanz…und weiter hinter ein großes Gebäude mit einer Bar unter den Arkaden. Das Publikum hipsterlastig, großstädtisch und alternativ. Alle saßen draußen auf dem großen Platz, einige Litauer hatten noch kurze Hosen an, während wir schon wieder in unsere letzte Zwiebelschicht gepackt waren. Dieser Biergartenplatz gefiehl uns und wir mischten uns unters Volk und tranken mit.
Es mischte sich außerdem die Musik dieses Platzes mit der Livemusik einer angrenzenten alternativen Kneipe, wo eine Trommel-Eso-Combo u.a. mit Didgeridoo auftrat. Wir gingen hinein, setzten uns an die freien Plätze an der Bar und tranken Bier und eine Art White Russian. Ich wurde ein wenig müde. Holger richtig gut gelaunt und da ich wusste, dass das bei mir auch ein vorübergehender Zustand sein kann, betraten wir noch die Bar in Uzupio…
Wir setzten uns in der recht gefüllten kleinen urigen Kneipe mit hoher Decke an die freien Plätze der Bar, bestellten ein Bier und kamen mit Swajune und Gleb ins Gespräch. Schön euch kennengelernt zu haben! Ein Päärchen, etwas jünger als wir, würde ich schätzen. Ansonsten gemischtes Publikum. Alle anderen schienen sich zu kennen, der Barmann, Swajune, Gleb, die Göttin der Liebe (wie ihr Name übersetzt heißt), der jüdische Herr mit Bart, der auf mich einen sehr freundlichen, aber etwas traurig heimatlosen Eindruck machte, Kevin-Chris, der ursprünglich aus der Nähe von Sonneberg kam und hierher ausgewandert ist und dessen litauischen Kumpel…Die Nacht hätte sehr lang werden können, wäre es mir von der nett angebotenen Zigarillo nicht plötzlich schlecht geworden. Das leckere Bier schmeckte mir plötzlich auch nicht mehr und ich musste gehen. Wir verabschiedeten uns dennoch herzlich und verließen die illustre Gesellschaft der Kneipe in der Republik Uzupio.