Unser zweiter Frühling – Zeitzone vor und Jahreszeit zurück

16.05.2017 / Litauen: Merkine – Punia – Viluny (Stovyklaviete)

Laba diena!

Die Sonne zeigt sich heute wieder. Und so zeigt sie uns auch wieder die Welt in ihren schönsten Farben – die komplette Palette.
Die Stufen von unserem Aussichtsturm erklimmen wir natürlich noch einmal, nachdem wir mit der Sonne frühstückten. Wir fahren weiter…

Grob gen Vilnius, der Hauptstadt des Landes. In Punia gibt`s einen Zwischenstop.
Hier gibt es wieder einen Aussichtspunkt auf den Fluß Nemunas, dessen Weg wir noch des öfteren kreuzen und verfolgen werden. Einen Pilniskalnis – einen Burghügel. Von einer Burg ist zwar nichts mehr zu sehen, aber es ist wirklich wieder ein schöner Ort und ich finde Hügel mit Aussicht durchaus attraktiv (Bei steilen, langen Aufstiegen fange ich immer das fluchen an;))
Schwupp ist man auch schon wieder unten – auf der anderen Seite befindet sich eine weitläufige, spitz zulaufende Blumenwiese. Wir laufen hindurch, d.h. besser darüber weg, denn irgendwie haben die Litauer wohl Freude am Mähen – zumindest sind an allen etwas offizielleren Orten rundherum die Flächen geschoren. Insgesamt wird alles recht gepflegt, was Grünanlagen angeht. Man hat auch das Gefühl, dass sich viele Freiwillige daran beteiligen, etwas schön zu halten und dass auch darauf geachtet wird, nich alles einfach wegzuwerfen. Es gibt nicht überall Mülleimer, aber die Natur wird selten als solcher benutzt!

Überhaupt haben die Litauer eine verträglichere Einstellung zur Natur. Verträglich. Verbunden. Verwurzelt und verwoben. Liebevoll und ehrfürchtig. Wir empfinden das als richtig und schön, leider nicht als selbstverständlich, aber sehr verständlich! Klar hinterlassen wir keinen Müll in der freien Natur, aber allein darum geht es eben nicht!

Wir sind am Ende der Wiese angelangt und entdecken einen Pfad mit Steintreppe weiter hinab zum Fluß Nemunas. Er ist breit und fliesst eilig seinem natürlichen Bett nach. Was bei mir die Frage aufwirft:

Wieso Bett?!

Wir schlagen einen anderen Weg berg – äh – hügelan ein und kommen an einer Art „Tante-Emma-Laden“ an, bei dem wir uns als Belohnung für den Aufstieg, – nein, es war tatsächlich megawarm! -, ein Eis gönnen. Wir schlendern zurück zum Jumpy an einer der hierzulande unzähligen Holzstelen und der weißen Kirche vorbei, die wir auch zu Anfang unseres Rundweges passierten.

Die Holzschnitzerei ist hier immer wieder anzutreffen – von kunstvoll gearbeiteten Figuren, Stelen und Skulpturen über Verzierungen bis hin zum Verkehrsschild. Und so ein ordinäres „P“-Schild wird so zum Unikat, zu einer Skulptur, die einzigartig und natürlich ist.

Wir fahren weiter und zwar weitaus weiter als wir vor hatten, weil uns vorher kein Stellplatz genügte und da wir bei einem landeten mit Trockentoilette und ohne fließend Wasser, möchte ich behaupten, dass unsere Ansprüche an die Ausstattung nicht immer hoch sind. Was passen muss, ist das Gefühl und das „Drumherum“! Heißt: Keine Hauptverkehrsstrasse in unmittelbarer Nähe, keine Baustelle, kein sumpfiger Platz mehr – die üblichen Stechmücken sind völlig genug. Wenn auch dieser Umstand nicht toll ist, ich wundere mich, wie hoch die Toleranzgrenze auch in diesem Fall steigen kann!
(Anm.: Tagsüber hat man weitgehend Ruhe von den Plagegeistern, aber ab einsetzender Dämmerung muss man zahlreich mit ihnen rechnen! Irgendwo `reingehen also oder mit klar kommen!)

Der Platz an dem wir jedenfalls landeten – Holgers downgeloadeten Karten sei Dank – erschien uns auf den ersten Blick OK, auf den zweiten – brrrrrrrr – zu schattig und auf den dritten: Perfekt!
Und die zweite baugleiche Trockentoilette war auch nicht ganz so durchfallbelastet, wie die abgebildete, sonst hätten wir wohl selbst ein Loch gebuddelt – Spaten ist an Bord!
Unser Platz wurde nur mal von Anglern besucht, ansonsten hatten wir ihn für uns!
Ein Fleckchen Erde mit Wald, kleinen Pfaden, einem glasklaren See und einem Steg. Man hörte zwar noch die Strasse am gegenüberliegenden Ufer – aber wir konnten und wollten nicht mehr weg. Wir aßen Nudeln mit Pesto, tranken Dosenbier, schnappten uns die Picknickdecke und Insektenspray und lehnten uns an eine der gebogenen Birken am Ufer. Der Wind hatte nachgelassen.

Die Sonne schien uns wieder warm ins Gesicht und traf unsere Augen doppelt und mehrfach durch das Glitzerspiegelspiel des Wassers. Wir pellten uns aus den Zwiebelschichten und waren wieder versöhnt mit der Welt. Warm, plätschernd und surrend.

Als die Sonne im Wasserbett verschwunden war, gingen wir den Pfad nach oben und rochen den intensiven Blütenduft der Bäume und das trotz Insektenspraydeo. Es wurde rasch kalt und der Platz stockdunkel. Nachts kühlte es auf 4° ab. Aber im Jumpy hatten wir es warm, nur der Kopf wurde kalt, aber dann kann er ja bekanntlich besser schlafen! Und das wollte ich lange!
Aber Holger war morgens schnell fit und bereitete das Frühstück auf der hinteren Ablage, ich war noch eingerollt im kuscheligen Schlafsack. Hat man es dann geschafft, sein warmes Nest zu verlassen, weil man (es) schlichtweg muss, wird man auch sehr rasch flügge!
Gestärkt und fit durch Frieren brechen wir mit etwas Wehmut auf in Richtung Vilnius, aber nicht ohne uns zu verabschieden von der Birke, dem See und dem Steg – bleibt, wie ihr seid!
Zumindest in Erinnerung werden sie es können!

 

Kommentare (2):

  1. Volk

    18. Mai 2017 at 22:35

    Die Übersetzung für Latrine: „einfache Toilettenanlage ohne Spülung“ !
    Heutzutage auch mit kunstvoller Wanddekoration ausgestattet! ( weltweit )
    Sonst sehr schöne Landschaftseindrücke !!

    Gruß — vuestros mallorquinos

  2. Martin

    20. Mai 2017 at 14:13

    Freut mich das ihr jetzt in Litauen seid. Natur genießen das finde ich gut. Bin gerade mit Michael im Schwarzwald unterwegs. Viele Grüße von Martin und Michael

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Zambujeira

15.11.2018: Zambujeira

Wir hatten beide die Nase voll und nießten um die Wette. Umso netter war es, dass es heute warm wurde! Sonne satt!!!
Und das an unserem letzten Meerstrandtag und es stimmt: Alles ist noch schöner und intensiver, wenn man weiß, das man geht…
Wir machten eine Wanderung an den Klippen Zambujeiras und genossen alles um uns herum. Das Geschenk der warmen, hellen Sonne und die wunderschöne Naturkulisse hier sollte sich ganz fest in unsere Glieder und lange in unsere Köpfe setzen. Wir zelebrierten diese Momente einsamer und zauberhafter Zweisamkeit!

Cabo Sardão – Klappern auf Klippen

14.11.2018: Camping Villa Park Zambujeira – Farol Cabo Sardão – u.a. Knight Beach

Eine weitere kalte Nacht war gut mit den Wärmflaschen überstanden und der neue Tag zeigte uns einen weiteren, schönen Küstenabschnitt und wärmte nicht nur unsere Herzen, sondern auch unsere Glieder!!! Es ist leider so, aber Wärme macht Orte noch genießbarer!
Jumpy stellten wir am Leuchtturm ab. Nebenan einer der wohl aussichtsreichsten Fußballplätze. Und vorne auf den Spitzen der Klippen klappernde Störche!